Erste Erfahrungen mit Mac OS

Sa, 06 Jun 2009 03:11:45 +0200

Tja. Heut hab ich dann mal mein neues MacBook eingeweiht.

Joa… Was soll ich sagen…

Ich fang am Besten mal beim ersten Eindruck an. Erstmal ist der Netzanschluss reichlich Unkonventionell. Das Kabel wird in der Buchse nicht durch Druck, sondern durch Magnetkraft gehalten, so wie ich das sehe. Definitiv eine nette Idee. Das Gehäuse matt silbern aus Aluminium. Man sieht keine Schweißnaht, von außen sieht man ein großes Stück Aluminium mit ein paar Platten, und dann nochmal ein robust anmutendes Stück um den Schirm herum. Sehr gut!

Was mir sofort auffällt: Keine Lüftungsschlitze. Nun, doch, es gibt Lüftungsschlitze … einen großen … an der Rückseite. Trotzdem – auch im späteren Hochleistungsbetrieb – bleibt der Rechner relativ kühl.

Auch die Tastatur ist – zumindest physikalisch gesehen – traumhaft. Man muss fast nicht drücken, im Grunde „gleitet“ man mit den Fingern über die Tasten. Leider nur physikalisch (aber dazu später mehr).

Ein unscheinbarer kleiner Punkt dient dem Anschalten des Rechners. Der Punkt ist erreicht, wo meine Faszination zu schwinden beginnt – der Moment des ersten hochfahrens.

Zuerst mal werde ich von einem grässlichen Ton, wie ich ihn von einer Game Gear erwarten würde. Nach ein bissel weißem Schirm der sich nicht entscheiden kann was er anzeigt, kommt dann aber gleich eine High-End-Animation mit einem fliegenden silbernen X durch ein blauschwarzes Firmament. Seltsame viel zu laute Musik schalmeiht mir entgehen, die ich erst nach einigem Suchen leiser stellen kann. Verwundert warte ich auf irgendeinen Dialog.

Nachdem dieser endlich gekommen ist erstmal ein Schock: Was zeigt dieses Ding mir da an? Nun, das war … ich … tatsächlich, es fragte mich, ob ich einen Useraccount anlegen will, und wollte ein Foto von mir machen. Jo, nettes Feature, der Computer konnte ja nicht wissen, dass ich gerade total übermüdet war – es wäre sicherlich ein interessantes Foto geworden, ich entschied mich dann für ein alternatives Bild, von einer Blüte, die mir nach einer Gerbera aussah – immerhin meine Lieblingsblumen.

Tja. Irgendwelches Zeug installierte sich, die Netzwerkkonfiguration funktionierte nicht wirklich gut (das passiert, wenn Software nicht das machen will, was man ihr sagt), aber schließlich öffnete sich die Benutzeroberfläche.

Der Stil der Mac-Oberflächen ist gewöhnungsbedürftig aber daran soll es nicht liegen. Viel zu viele Grafikschnörksel. Aber auch das ist zu verschmerzen, denn im Gegensatz zu den Windows-Pendants sind die Effekte hier anscheinend ziemlich gut beschleunigt.

Et iam installierte ich – weil mir safari nicht gefiel – gleich mal Feuerfuchs 3 – das klappte (wie zu erwarten war) ziemlich gut, das Paketsystem von Mac OS ist vergleichsweise gut durchdacht – nicht dass es einfacher ging als auf jedem anderen Betriebssystem, aber es ging wenigstens genauso einfach. Weiterhin probierte ich iChat aus, war damit nicht zufrieden, nutzte also Adium. Für IRC nutze ich – nach einigem Suchen – Colloquy. Dann habe ich mir noch den NX-Client von NoMachine insatlliert. Damit war schonmal das Wichtigste installiert, um mit dem Rechner wenigstens einigermaßen gut arbeiten zu können.

Und da hörte es dann auch schon auf mit der „Benutzerfreundlichkeit“, für die Mac immer so angepriesen wird. Nun, es gibt einen Mailclient, einen Texteditor, und sogar mehrere Arbeitsflächen, alles einigermaßen gut implementiert – nur all das hat KDE auch. Es gibt die Möglichkeit, die Ecken des Bildschirms mit Bedeutungen zu versehen, wenn man mit der Maus dorthin fährt – nur das hat KDE auch. Das ist durchaus ein nettes Feature, aber nichts, was die hohen Mehrkosten eines Mac rechtfertigen könnte. Und die bisher installierten Programme kann man unter jeder einigermaßen gängigen Linux-Distribution mit einem Shellbefehl, oder – bei den bunteren davon – mit ein paar Klicks installieren, ohne sich erst etwas herunterladen zu müssen.

Auf dem Dock sind einige Programmsymbole, man kann (teilweise) neue hinzufügen oder wieder entfernen. Drückt man auf ein Symbol, startet das Programm, drückt man nochmals darauf, kriegt es wieder den Focus – so kann man eigentlich nie so genau wissen ob ein Programm läuft oder nicht. Möglicherweise sehe ich das zu altmodisch, aber ich weiß sowas immer ganz gerne. Trotzdem – das ließe sich durch ein paar kleine Erweiterungen fixen.

Das Ganze erinnert mich btw an WindowMaker unter Linux – klar, WindowMaker ist soweit ich weiß an diese Oberfläche angelehnt.

Die Tastaturbelegung ist nicht so schlimm wie ich sie erwartet hatte (ich wurde vorgewarnt) – es ist zwar völlig sinnlos, die @-Taste an eine andere Stelle zu setzen, aber zumindest ansonsten kann man normale Texte gut tippen. Nur – alle möglichen anderen Zeichen sind auch umbelegt, darunter Klammern, Tilden, und das Backslash habe ich in Forestle suchen müssen – denn tollerweise sind diese Zeichen zwar da, aber nicht auf der Tastatur eingezeichnet. Jippie! Adlersuchsystem ftw!

Das mit dem @ ist natürlich zusätzlich fies, denn dort wo man normalerweise AltGr erwartet, ist die tolle Funktionstaste von Mac, „cmd“, und wenn man diese und q drückt, bedeutet das soviel wie Fenster Schließen. Da hätten wir noch ein Problem: Man kann alle möglichen Tastenkombinationen verändern, aber diese nicht. Diese würde ich gerne abstellen, da ich sie nicht unbedingt brauche, und es mir halt doch hin und wieder noch passiert, dass ich das @ so eingeben will. Das ist dann ärgerlich. In KDE ist das zwar umständlich, aber man kann es. Außerdem hat das X-Window-System unter Linux xmodmap, damit kann man die Tastaturbelegung ändern, in Mac scheint das komplizierter zu sein, einen „benutzerfreundlichen“ Weg habe ich bisher nicht gefunden (sicher geht es irgendwie).

Dann ging es natürlich ans Eingemachte: Programmieren! Das, wofür Computer gemacht sind. Erstmal probierte ich Fink, da es dpkg verwendet, und ich mich damit – nach Jahren des Debian-Nutzens – etwas auskenne. Fink wurde mir aber von vielen Leuten abgeraten und hat auch keine guten Pakete. Also – neustart mit der Alternative, macports. Im Gegensatz zu Fink benutzt macports leider kein dpkg, und compiliert alles was man installieren will anscheinend selber – zumindest weiß ich nicht, wie man Binaries bekommen kann. Nun, und das dauert lange. Vorhin habe ich in Unachtsamkeit versucht darcs zu installieren, und habe nicht bedacht, dass es in Haskell geschrieben ist – jetzt hab ich auch noch den Glasgow Haskell Compiler verpasst bekommen (das Compilieren dauert stunden – und ist noch nicht fertig). Mei, einem geschenkten Barsch schaut man nicht ins Maul. Ansonsten kann ich alle möglichen Emacse installieren, aber keines kriege ich momentan dazu, sich mit Slime zu vertragen. Ein Problem, das ich sicherlich auch noch lösen werde.

Da ich die Compilierung nicht abbrechen will, habe ich mir DeepSleep installiert – da Mac OS von sich selbst aus kein richtiges Suspend to Disk hat.

Im Großen und Ganzen – nunja, es ist ein Betriebssystem wie jedes Andere, ich sehe nicht, wieso es viel besser sein soll. Vermutlich ist die Hardwareunterstützung besser, bisher kann aber KDE durchaus mit der sonstigen Benutzeroberfläche mithalten.

Ich vermute einfach, Mac ist nicht so richtig das Richtige für mich. Aber eben auch nicht unbedingt das Falsche. Ich habe inzwischen mehrfach mit dem Gedanken gespielt, mein Rückgaberecht zu nutzen. Aber ich denke, letztendlich wird die Neugier siegen, und ich werde mich damit anfreunden.