Taschenrechnersperren Jetzt!

Di, 30 Jun 2009 00:14:14 +0200

Die moderne technische Entwicklung hat uns zweifelsohne weit gebracht. Sie hat viele Unternehmen reich gemacht, die in die Forschung investiert haben. Gerade deswegen ist das Patentwesen so wichtig – Entwicklungen kommen dem Zugute, der sie veranlasst oder bezahlt. Dank Urheber- und Patentrecht gehört die Vorstellung des armen Wissenschaftlers dem letzten Jahrhundert an.

Leider hält sich nicht jeder an diese Regeln, und so kommt es, dass Menschen es zulassen, dass patentgeschützte genmanipulierte Pflanzen auf ihrem Grund ohne Erlaubnis wachsen, oder dass es heutzutage immer weniger Kinobesuche gibt, da sich die Leute völlig selbstverständlich Datenträger kaufen können, auf denen sie Filme beliebig oft ansehen können – die Künstler können nicht darauf verzichten, ihre Produkte so zu verkaufen, da die Kunden jede Wertschätzung für ihre Arbeit verloren haben.

Ähnlich Wertschätzungsfrei geht man mit einem anderen Thema in unserer Gesellschaft um – den Taschenrechnern. Da werden Quadratwurzeln, Dreisätze, Logarithmen und Trigonometrie ohne Weiteres ständig von der Industrie, der Wissenschaft und selbst in Ämtern und Schulen genutzt, ohne jegliche Abgabe an deren Entwickler – die Mathematik. Seitdem die breite Masse allgemeinen Zugang zu Taschenrechnern hat sind die Verkaufszahlen für Tafelwerke quasi bei 0 – zum Schaden der vielen Mathematiker, die damit eine wichtige Einnahmequelle verlieren.

Das aufwendige handschriftliche Approximieren von Logarithmen, Nullstellen, Sinus- und Cosinuskombinationen sowie Exponentiationen zur numerischen Berechnung war Jahrhunderte lang eine sichere Einnahmequelle für Mathematiker, in der ansonsten sehr wankelmütigen, hart umkämpften Wirtschaftswelt der Mathematik. Sie brachte den Mathematikern den nötigen Halt für neue wissenschaftliche Erkenntnisse, von denen letztlich alle Menschen profitierten. Doch durch das Aufkommen von Taschenrechnern fehlt vielen jungen Menschen der Mut, Mathematik zu studieren, trotz der vielen Verbesserungen durch das Bachelorsystem und die Studiengebühren.

Hier muss die Politik endlich handeln! Alle anderen Wissenschaften und Wirtschaftszweige profitieren von Taschenrechnern, und damit von Forschungsergebnissen der Mathematik. Es kann nicht sein, dass dies ohne angemessene Entlohnung geschieht.

Mein Vorschlag wäre es zunächst, als Übergangslösung, ein kleiner Aufpreis, ca. 10%, als Abgabe für die Mathematik. Weitergehend könnte man sich überlegen, spezielle Software in die Taschenrechner einzubauen, um jeden Berechnungsvorgang zu loggen, um anschließend Geld dafür abzurechnen, ähnlich eines Kartensystems bei Handies. Ich halte einen cent pro Addition und Subtraktion, und zwei cent pro Multiplikation und Division für angebracht, bei den höheren Funktionen muss jeweils so viel gezahlt werden wie für eine entsprechend genaue Taylorentwicklung der verwendeten Funktion.

Ein weiterer Vorteil eines Handy-Ähnlichen Systems wäre, dass der Taschenrechner nicht ohne Netz funktioniert, und von außen gesperrt werden kann. Bei Nichtbezahlen oder Beschaffen der Berechnungen auf anderem Wege, zum Beispiel über das Internet, sollte eine temporäre Taschenrechnersperre ausgerufen werden können, bei dreifacher Missachtung möglicherweise auch eine dauerhafte, oder wenigstens längerfristige Sperre der betreffenden Person.

Nur so kann sichergestellt werden, dass Arbeit auch ihren entsprechenden Lohn bekommt.