Ok, gleich vorweg, das hier soll kein Rant werden. Ich habe einige Sachen die mir an Mac OS X nicht gefallen, und suche nach Lösungen dafür. Aber wie man es schon aus der Freien Softwaregemeinde kennt, so ist es offenbar auch bei Apple Persons so, dass Holy Wars geführt werden über jedes kleine Feature.
Dass Mac OS gewisse Dinge gut macht ist keine Frage. Der integrierte FTP-Server wäre ein Beispiel. Der integrierte SSH-Server ebenfalls. Die Virtualisierungslösungen für Mac OS X sind sehr gut. Die Policy, die Menüleiste von Programmen zentral zu halten, statt sie jedem Fenster zuzuordnen, ist zwar streitbar, aber mir gefällt sie. Das GUI-Design trifft nicht so ganz meinen Geschmack vom Aussehen her, aber andererseits sieht es – im Gegensatz zur Defaulteinstellung von Windows XP und KDE – nicht aus wie eine Bonbontüte, sondern ist immernoch übersichtlich, zum Anderen sind die Ränder von Fenstern teils nur einen Pixel breit, das heißt die nutzbare Fläche wird maximiert. Das finde ich sehr gut. Weder der alte Windows 98 Look (den ich sehr schön finde) noch die modernen Toolkits wie QT und GTK können dem Platztechnisch das Wasser reichen. Außerdem finde ich es durchaus sinnvoll, diktatorisch ein Toolkit zu bestimmen. Das Paketsystem mit den dmg-Bundles finde ich auch sehr schön. Mir fielen zwar einige Verbesserungsmöglichkeiten ein, aber vor allem finde ich daran schön, dass man damit einen guten Kompromiss zwischen Flexibilität und Integriertheit bekommt.
Man kann also durchaus einiges von Mac OS X lernen.
Dass es gewisse Dinge aber ziemlich grottig macht, nun, darüber muss man hingegen mit den Mac-Befürwortern oft sehr vehement streiten. Der Punkt ist, dass es oft genau die Dinge grottig macht, die mir besonders wichtig sind. Kleinigkeiten, von denen mir garnicht bewusst war, dass man sie auch falsch machen kann. Aus diesem Grund wollte ich eigentlich vor Kurzem mein MacBook verkaufen, und mir dann ein IBM ThinkPad zulegen.
Allerdings – keiner will es. Auch wenn der Neupreis bei 1300 Euro liegt, und ich es für 1000 (bzw. unter Freunden auch für 900) verkauft hätte (weniger als 900 lohnt sich einfach nicht für mich), scheint für den Januar eine neue Serie von MacBooks angekündigt worden zu sein, was es natürlich verständlich macht, dass niemand sich für das Meinige noch interessiert.
Nungut, die Hardware ist die übliche Schrotthardware die man auch in anderen Consumer-PCs findet, nur im Gegensatz zu den anderen Consumer-PCs ist hier das Betriebssystem wirklich darauf angepasst – liegt wohl daran, dass Apple sich auf eine kleine Hardwarepalette beschränkt, und damit alle Komponenten ziemlich gut aufeinander anpassen kann (etwas, das auch andere Hersteller mal machen sollten – Lenovo scheint ja diesen Weg einigermaßen zu gehen). Zumindest Tweaks wie das Key-Backlight sind allerdings sehr schön, und das Hochglanzdisplay ist – wie ich auch schon geschrieben habe – das Einzige das ich bisher gesehen habe, das man auch benutzen kann, wenn ein Licht in der Nähe brennt.
Linux drauf installieren will ich nicht – die Akkulaufzeit verringert sich enorm, das Ganze erhitzt sich und der Lüfter läuft dauernd, soweit ich weiß arbeiten grad einige Leute daran, das zu fixen, aber ich bezweifle dass das bereits einigermaßen sinnvoll geht. Und man sagte mir, die Hardware, sogar die CPU, können davon schaden nehmen.
Windows werde ich auf jeden Fall installieren – der Spiele wegen – aber andererseits hat Mac OS trotzdem den Vorteil ein natives Unix zu sein. Und man kann Windows gut virtualisieren mit VMWare Fusion unter Mac OS X. Wenn ich also ein Windows will erscheint es mir dann doch sinnvoller dieses zu virtualisieren, und nur nativ zu booten, falls das irgendwann mal wirklich ein Problem ergibt (und das ist jetzt schon selten und wird sicher noch seltener in Zukunft).
Ich denke also, ich werde mich mit Mac OS X anfreunden müssen. Genau das versuche ich also gerade.
Erstmal habe ich das Keybinding auf US PC geändert. Damit hat man schon mal einige Fingerverrenkungen nicht, die man sonst hat. Umlaute sind etwas aufwendiger, aber dafür kriegt man auch andere Sonderzeichen gut hin. Leider leider – die Tastatur austauschen ist wohl kaum möglich – aber nachdem ohnehin kaum Sonderzeichen eingezeichnet sind (was btw eine für mich ziemlich wichtige Kritik ist), ist mir das ziemlich gleich.
Weiterhin kriege ich meinen HP LaserJet 1018 darunter nicht zum Laufen. Normalerweise hängt der am Router, und leistet gute Dienste. Mac OS unterstützt dieses Modell aber nun leider nicht. Mein momentaner Workaround ist eine VirtualBox mit einem Linux-System, aus dem heraus ich dann ggf. drucke. Besonders toll finde ich das freilich nicht. Ich hab auch versucht dessen CUPS mit einer mir bekannten PPD-Datei dafür zu füttern – Fail. Das ging nicht. Auch habe ich danach gesucht, der Drucker scheint scheinbar schon vielen Leuten vor mir ein Problem gewesen zu sein das sie nicht lösen konnten unter Mac OS X. Also hat es wohl wenig Sinn nach einer Alternativlösung zu suchen.
Gleiches gilt für meinen Scanner – Canon Lide 30. Eigentlich ein Klassiker unter den Flachbildscannern, eines der ersten Modelle das ohne sekundäre Stromquelle auskam. Trotzdem, Mac OS X erkennt den Scanner garnicht. Auch hier muss ich die Fähigkeiten von VirtualBox ausnutzen, und die USB-Schnittstelle an eine Linux-VM weiterleiten (Windows ginge wohl auch, aber ich versuche im Allgemeinen, Linux für sowas zu benutzen, weil man das etwas besser für solche virtualisierten Umgebungen konfigurieren kann). Damit geht es dann auch problemlos. Aber nunja. Eine native Lösung wäre mir lieber.
Meinen UMTS-Stick (Huawei) habe ich ganz früher mit dem mitgelieferten Treiber unter Leopard ausführen können, seit Snow Leopard geht das aber nicht mehr – bei sämtlichen anderen Leuten ebenfalls nicht. Es gibt eine Software namens O2 Connection Manager, die einigermaßen funktioniert, wenn man gerade zufällig auf dem Sendemasten sitzt, und der Empfang perfekt ist und nicht schwankt. Auch hier nutze ich also die Fähigkeiten von VirtualBox (bzw. eventuell bald VMWare), und erzeuge eine Netzwerkverbindung in einem virtualisierten System – hier ginge freilich Linux, allerdings gibt es eine offizielle Software für Windows, deshalb nutze ich in der Regel ein virtualisiertes Windows, und forwarde einen Socks-Proxy aus dieser virtuellen Umgebung heraus, durch das ich die Mac OS X Programme dann tunneln lasse.
Eine USB-Tastatur die ich gerne verwendet hätte hat es ebenfalls nicht gefressen. Mit Keyboards scheint Mac OS X sowieso etwas auf Kriegsfuß zu stehen. So kommt es, dass der Vine VNC Server wenigstens nur bei ein paar geforwardeden Keys failed – genaugenommen bei der Taste „b“ und CapsLock, die zu (augenscheinlich) zufälligen falschen Tastenschlägen führen, während der native VNC-Server von Mac OS X jeglichen Bezug zu den irdischen Keybindings verloren zu haben scheint.
VNC bringt mich dann gleich zum nächsten Problem: Dem Window Manager. Also mal ehrlich – der ist doch grottig, grottiger gehts nicht. Da ist ja ein unkonfigurierter TWM komfortabler. Das Fenster kann man grade mal an der unteren rechten Ecke resizen – falls die grade auf dem Bildschirm ist. Es mag abhilfe geben, zum Beispiel durch Programme wie Window Wrangler, die es einem ermöglichen, zumindest einige Fenster per Tastatur zu verschieben. Freilich nicht alle – X11-Fenster und Fenster bestimmter anderer Applikationen verhalten sich grundsätzlich anders.
Und so kommt es, dass man die Fenster, die sich mit Window Wrangler verschieben lassen, nicht über den oberen Bildschirmrand hinweg verschieben lassen. Fenster, die sich damit nicht verschieben lassen hingegen lassen sich – zumindest in den Programmen die dafür eine eigene Funktion bereitstellen – dagegen schon über den oberen Bildschirmrand hinaus verschieben. Erstmal: Resizen sollte an allen vier Ecken möglich sein. Ich sehe keinen logischen Grund, warum das nicht so sein sollte. Oben ist sowieso die Leiste, da ist genug Platz. Am Besten auch per Tastatur. Und Fenster nicht nach oben verschieben zu können ist auch ziemlich haltlos – wenn man eine Möglichkeit kennt, das theoretisch zu tun, weiß man auch, wie man das Fenster wieder runterbekommt. Nicht mal mit mehreren Arbeitsflächen geht das sinnvoll. Eine saubere Lösung für dieses Problem suche ich gerade akribisch. Momentan scheint niemand eine zu kennen.
Dual Screen Betrieb und überhaupt das Benutzen externer Bildschirme ist – wenn ich das mal mit Windows vergleiche, bei dem ein ⌘P ausreicht, um eine Auswahl aller sinnvollen Möglichkeiten für Schirmkonfigurationen zu bekommen – ein einziges Geraffel. Ich habe darüber ja schon mal geschrieben, und ich sehe mit Freuden, dass nicht nur ich Probleme damit gehabt zu haben scheine.
Auch ansonsten ist die Benutzeroberfläche ziemlich Klobig, die Klobigkeit kann sich durchaus mit der von CDE messen, abgesehen von etwas aufgemotzterer Grafik. An Konfigurationsmöglichkeiten sehe ich gerade mal, dass man das Dock auch rechts oder links positionieren kann, und ein wenig seine Größe und unwesentliche Aussehenseigenschaften ändern kann. Angeblich kann man die Menüleiste irgendwie dazu bewegen, automatisch ausgeblendet zu werden, ich hab das bisher nicht geschafft.
Es gibt auch nichts was einer Taskleiste – ein sehr praktisches Tool – gleichkäme. Das Expose – ja, es listet viele Fenster auf. Rechtsklick auf das entsprechende Docksymbol ebenfalls. Und klar, das Dock gruppiert Fenster nach Anwendungen, die Oberfläche ist Anwendungsbasiert, nicht unbedingt Fensterbasiert. Aber eine Taskleiste ist sehr praktisch, um zwischen Fenstern verschiedener Applikationen hin und her zu wechseln. Und in einem fortschrittlichen System will man das in der Regel auch desöfteren. Gefunden habe ich allerdings eine Taskleiste namens Fantasktik – diese würde etwas kosten, aber nunja, was solls – sie kann aber ebenfalls nur bestimmte Fenster anzeigen. X11-Fenster (da wo es am notwendigsten wäre) kann sie z.B. nicht anzeigen.
Ich finde es allgemein seltsam, es scheint mindestens drei Varianten von Fenstern zu geben unter den Mac OS X Apps, die zwar gleich aussehen und sich in den Grundlagen auch gleich verhalten, aber doch irgendwie verschieden sind. Ich werd der Sache mal nachgehen, sobald ich Zeit dazu habe.
Die Mac OS X Oberfläche gilt doch immer als so intuitiv – ich finde das aber eigentlich garnicht intuitiv, vor Allem finde ich sie ernsthaft qualitativ minderwertig – ich denke obige Dinge reichen als Begründung dafür aus. Oberflächentechnisch arbeite ich ehrlichgesagt lieber mit WindowMaker als mit Mac OS X. Mir persönlich ist Konfigurierbarkeit wichtig, und die hat Mac OS X fast nicht.
Der Finder ist auch ganz witzig. Man muss sich erstmal mit ihm anfreunden, um damit zurechtzukommen. Man muss zum Beispiel erstmal herausfinden, wie man dafür sorgt, dass verborgene Dateien angezeigt werden. Es wäre ja auch zu viel verlangt, das als kleine GUI-Option einzubauen. Der Standard beim Dateiverschieben ist dann – wie im Windows-Explorer – dass Dateien dann verschoben werden, wenn sie auf dem gleichen Datenträger sind, ansonsten werden sie kopiert. Schön und gut, aber manchmal will man eben auch etwas auf einen anderen Datenträger verschieben. Und tatsächlich, wenn man eine Datei mit gedrückter ⌘-Taste woanders hindragged, wird sie verschoben. Ich wurde allerdings davor gewarnt, dies zu tun – leider zurecht. Geht nämlich irgendetwas schief bei dem Kopiervorgang kann das zum Datenverlust führen. Datei-Manager wie der Windows-Explorer, Rox-Filer, Konqueror und Dolphin, Nautilus, oder das Unix-Kommando mv kopieren normalerweise Dateien zuerst komplett und löschen sie anschließend. Warum Finder das nicht zu machen scheint ist mir ein Rätsel.
Joa, dann wäre da noch die Sache mit dem NTFS. Man wird ja eigentlich erwarten können dass ein kommerzielles System sich Lizenzen für kommerzielle Dateisysteme leisten kann. Weit gefehlt, man muss sich entweder mit einer kostenpflichtigen Treiberversion begnügen, oder man benutzt ntfs-3g unter MacFuse. Ich meine hallo? NTFS ist momentan leider das System das am weitesten verbreitet ist auf großen Festplatten. Kann ja wohl nicht sein dass Mac OS X es nicht unterstützt.
Oh und wo wir grad bei Netzwerkkonfiguration sind – die Firewall-Konfiguration muss man, wenn man sie irgendwie sinnvoll anpassen will, in der Kommandozeile machen. Vielen Dank!
Nunja, aber mit der Hilfe von zwei anderen Betriebssystemen lässt sich der Rechner dann doch ziemlich gut verwenden. Ich meine, immerhin das kann Mac OS X recht gut. Das mit den Fenstern wäre aber etwas, das ich sehr gerne hätte. Nur irgendwie scheint das technisch ziemlich chaotisch gelöst zu sein.