Aktuelle Blogstatistik / Current Blog Stats

So, 31 Mai 2009 23:02:04 +0200

statistik(kein Kommentar / no comment)


Eine Welt voller Unmoral…

So, 31 Mai 2009 20:09:17 +0200

…sieht diese Vereinigung, die von sich behauptet, für eine christliche Kultur einzustehen, in der Bravo.

Deshalb starten sie auch einen Appell an die Regierung – freilich ganz oben an von der Leyen.

„Jede Woche werden ein Junge und ein Mädchen splitternackt abgebildet, die dabei über ihre Sexualabenteuer berichten. So gut, wie in jeder Ausgabe werden Jugendliche beim Geschlechtsverkehr gezeigt.“

Kann man in diesem Appell unter Anderem lesen. Nun, ich gebe zu, ich kenne die Bravo seit je her nur aus zweiter Hand. Ich habe sie nie selbst gelesen, aber freilich Leute gekannt, die dies taten. Und es ist bestimmt sieben Jahre her, da ich das letzte Expemplar in Händen hielt. Die Argumente die sie bringen kann ich aber nicht abstreiten, auch damals sah man solche Inhalte darin. Nacktbilder von Jugendlichen, die sich freiwillig fotografieren lassen, zum Beispiel.

Außerdem bemängelt diese Initiative, dass bereits sechsjährige scheinbar die Bravo lesen.

Ich denke, das ist Inhalt, mit denen Kinder in der heutigen Zeit zurechtkommen müssen, aber vielleicht Sechsjährige noch nicht wöchentlich, da stimme ich zu. Und ich sehe es durchaus auch kritisch, dass Jugendliche sich nackt fotografieren lassen, um ihre Fotos in eine Zeitschrift stellen zu lassen.

Jedoch frage ich mich: Wo sind die Eltern dieser Jugendlichen gewesen? Eine Zeitschrift wird nicht einfach Nacktbilder von Minderjährigen ohne die Erlaubnis derer Eltern abdrucken. Und wo sind die Eltern dieser Sechsjährigen, wenn sie sich die Bravo kaufen – woher haben sie überhaupt das Geld, wenn nicht von ihren Eltern?

Warum wendet sich diese Organisation nicht direkt an die Eltern? Vermutlich sind viele Eltern inzwischen freizügiger, und sehen dies nicht so eng – und manche sind vielleicht auch einfach nur dumm. Es ist zu schwer, diese zu erreichen.

Das ist ein gefährlicher Trend, und mir kommt es so vor, als würde man den immer häufiger sehen (und ihr lieben Atheisten, die ihr euch jetzt vielleicht die Hände reibt – auch atheistische Vereinigungen sind da keine Ausnahme, und generell beschränkt sich dieses Vorgehen nicht auf Religionen):  Es ist einfacher, mit der Verbotskeule zu Missionieren, als mit Argumenten.

Passend dazu ein Lied über Zensur von den Ärzten.

Ich persönlich habe dazu folgende persönliche Meinung zu sagen: Ich unterstütze den Appell nicht. Ich denke, pubertierende Jugendliche müssen mit solchem Inhalt zurechtkommen, und ich glaube nicht, dass es sich hier um eine Gefahr für deren Seelenheil handelt, im Gegenteil, ich denke, es trägt zur Aufklärung bei, und dazu, dass die gesamte Thematik an Interesse verliert. Ich finde es vielleicht nicht gut, dass bereits Sechsjährige eine solche Zeitschrift lesen, aber dafür sind die Eltern zuständig! Genauso sind Eltern dafür zuständig, zu verhindern, dass deren Kinder sich nackt abbilden lassen.

Ich spreche mich außerdem klar dagegen aus, dass man christliche Werte dazu missbraucht, konservative prüde Ansichten durchzusetzen, und ich als Christ fühle mich durch solche Aktionen nicht vertreten, und glaube, dass diese Aktionen dem Christentum mehr schaden als dass sie ihm nützen.

Außerdem ist die Bravo wohl eines der eher kleineren Probleme, wenn man nach „Welten voller Unmoral“ sucht.

Ich möchte niemandem etwas unterstellen, aber generell, und unabhängig von dieser konkreten Aktion,  denke ich, wir Menschen sollten lieber erst über unser bisheriges politisches Engagement, darüber womit wir Geld verdienen, und wie viel wir davon haben, und was wir damit machen, nachdenken, um nicht zu riskieren, bei all den Augendornen die uns auffallen, den Balken in unserem eigenen Auge zu übersehen. Vielleicht würde dann die Welt von selbst besser werden, und Probleme wie die Bravo würden sich von selbst lösen.

Aber ich kann mich auch irren. Wer weiß.


Lieber gültig wählen

So, 31 Mai 2009 12:01:41 +0200

Ich bin soeben auf einen Blogpost von Holgi im Nightline-Blog gestoßen, den ich einfach nicht so stehen lassen kann, und zwar kündigt er an, absichlich ungültig zu wählen.

Ein willkommener Anlass, endlich mal meinen Frust über die Naivität der Nicht/Ungültigwähler rauszulassen. Im deutschen Wahlsystem ist ungültig wählen äquivalent mit nicht wählen. Und wer nicht wählt, drückt seine allgemeine Zustimmung zum Ergebnis aus, er wählt nämlich die gewählten Parteien genau zu den Prozentzahlen, welche im offiziellen Wahlergebnis stehen. Also zu x% C(D|S)U, zu y% SPD usw…

„Haha“, kommt jetzt der überzeugte Ungültigwähler, „aber das wäre doch ein Symbol, wenn so viele Stimmen ungültig sind, weil die kann man ja nicht mehr als zu blöd abstempeln, und die Politiker merken, dass sie keiner mag“
Doch kann man. Warum genau sollte ein Partei-der-Mitte-Parlamentszombie, dessen Große Koalition soeben die beste Verfassungsänderungsmehrheit seit Jahren eingefahren hat, irgendetwas merken wollen? Warum sollte ein Agentur-Abtipper in den Massenmedien der Mitte auch nur irgendwie darauf eingehen wollen? Es wird auch dann immer noch relativiert, ignoriert und abgekanzelt. Und weitergemacht.
Viel sinnvoller: Klein(st)parteien wählen. Im schlimmsten Fall ist die Stimme einfach weg, wie beim ungültig-/nichtwählen. In allen anderen Fällen (>0.5%) bekommen die dann finanzielle Zuschüsse, im besten Falle (>5%) sitzen dann auch noch frische Leute im Parlament.
d.h. es wäre nie schlechter und in vielen Fällen echt besser, als ungültig zu wählen.


Forestle – die „Grüne“ Suchmaschine?

So, 31 Mai 2009 03:49:54 +0200

Es macht gerade seine Runde durch die Blogosphäre, ich habe es unter Anderem hier gelesen.

Die Suchmaschine Forestle scheint ein Yahoo-Frontend zu sein, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, mit den Werbeeinnahmen von Websuchen den Regenwald zu retten.

Nun, ich betrachte solche Angebote grundsätzlich skeptisch. Für solche Fälle haben sie eine FAQ eingerichtet. Zur Frage, woher man weiß, dass auch wirklich Regenwald gerettet wird:

„Wir sind bemüht Forestle so transparent wie möglich zu gestalten. Aus diesem Grund veröffentlichen wir monatliche Belege über unsere Spenden an The Nature Conservancy und die dadurch gerettete Regenwaldfläche.“

Na dann. Will ich ihnen das mal glauben. Man erfährt dort unter Anderem auch, dass sie ein Projekt aus wenigen Leuten sind, und freiwillige Helfer suchen. Und 10% der Einnahmen für Verwaltungskosten nehmen, und Monokohlenstoffdioxidneutral im weitesten Sinne sind. Sehr nobel alles soweit.

Nun, die Suchergebnisse sind wie ich das verstehe von Yahoo, und bisher ganz brauchbar. Die Integration in Opera ging auch recht einfach. Ich vermute, mit Firefox wird es ähnlich einfach gehen.

Natürlich erinnert diese Aktion sehr an die Aktion von Krombacher. Und ich lese in deren Suchfeld gerade „Bisher haben wir bereits 528.264,2 m² unter Schutz gestellt!“, was etwas mehr als ein halber Quadratkilometer ist, wenn ich mich nicht ganz irre. Also sicher nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Andererseits weiß ich nicht, wie lange es das Projekt schon gibt – die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.

Auf jeden Fall finde ich das Projekt eine interessante Idee. Und solange ich nichts gegenteiliges höre gehe ich davon aus, dass das Projekt ehrlich ist. Dementsprechend werde ich es benutzen. Schon alleine, weil ich ohnehin immer wieder Yahoo verwende, weil ich die Suchmaschine teilweise besser sortiert finde als Google, und es mir schlichtweg nicht schadet, Forestle zu benutzen.

Mir ist klar, dass eine 10€-Spende an die WWF wahrscheinlich mehr bewirkt als meine Suchanfragen innerhalb des gesamten Jahres (da ich so gut wie nie auf eine Werbung klicke), und mir wäre es lieber, jeder würde das genauso sehen. Aber die Welt ist nunmal schlecht, und mit solchen Projekten versucht man, von den Leuten auf anderem Wege Spenden zu bekommen. Das ist leider Realität. Nicht das Projekt ist schlecht, sondern die Welt, die es notwendig macht!


Jüdische Denkmäler

So, 31 Mai 2009 00:50:37 +0200

Denkmäler gibt es viele. Meistens sind es irgendwelche Kunstwerke oder Rudimente einer vergangenen Zeit, die man zum Denkmal erklärt. Bei Rudimenten vergangener Zeit, wie zum Beispiel alten Häusern, etc., halte ich den Denkmalschutz durchaus für sinnvoll. Das Problem bei vielen modernen Denkmälern ist, dass sie häufig von Künstlern entworfen wurden, und daher gerne missverstanden, oder garnicht verstanden werden – ich wage mal zu behaupten, vom Künstler teilweise selbst nicht.

Vom Künstler bekommt man dann häufig zu hören, dies sei intendiert, um Diskussionen über das Thema hervorzurufen, oder wenigstens zum Nachdenken anzuregen. Ich bin der Meinung, solche Dinge rufen eher ein Nachdenken über das Denkmal selbst hervor, weniger über die Tatsache, auf die es hinweist. Und wenn ich mich an stundenlange Sozialkunde-Diskussionen damals in der Schule (als das gerade aktuell war) über dieses tolle Judendenkmal in Berlin, das damals gebaut wurde, erinnere – was für eine Lachnummer das damals war. Wie umstritten dieses Sammelsurium an Betonklötzen doch war. Ich kann mich an Diskussionen über eine Würstchenbude erinnern, die direkt daneben stand, und an Touristen Würstchen verkauft hat. Ich kann mich noch dunkel daran erinnern, dass sogar irgendwie die Firma die die Klötze liefern sollte, beschuldigt wurde, früher Zyklon B hergestellt zu haben, kann aber sein dass ich das grade verwechsle. Und irgendwann sollen mal Kinder auf den Säulen rumgehüpft sein und gespielt haben. Leider finde ich keine dieser Meldungen im Internet, wenn jemand Links als Nachweis dazu hat, bitte Kommentieren, ansonsten hoffe ich einfach mal dass mich meine Erinnerung nicht trügt.

Ich habe einen interessanten Sketch von Mathias Richling zu diesem Denkmal gefunden. Siehe hier.

Aus historischen Gründen gibt es wohl in Deutschland – ohne dass mir genaue Statistiken bekannt wären – vermutlich überdurchschnittlich viele Judendenkmäler. Zum zweiten Weltkrieg hört man eigentlich fast nur von Judendenkmälern. Darauf geht Richling in seinem Sketch auch ein. Eigentlich erschreckend, dass die Welt aus dem zweiten Weltkrieg scheinbar im Wesentlichen gelernt hat „als Deutscher soll man keine Juden verfolgen“. Nicht dass diese Erkenntnis falsch wäre, sie ist nur etwas zu wenig weitreichend. Deshalb halte ich es auch für problematisch, das Thema so sehr zu tabuisieren, und überproportional viele Judendenkmäler zu bauen. Man sollte mehr allgemeine Friedensmahnmale aufstellen.

Vor Allem  aber sollte man darauf achten, dass diese auch wirkungsvoll sind. Eine riesige Fläche mit betonklötzen vollzustellen mag teuer und eindrucksvoll sein, und einen großen künstlerischen Wert haben – es macht mich aber nicht nachdenklich. Es sagt mir, dass irgendein Künstler gemeint hat, es könnte passen, und irgendwelche Regierungsmitglieder gesagt haben, ok, es passt, also geben wir das Geld her. Es ist vielleicht interessant – aber eben auch nur wegen seines künstlerischen Wertes. Ich vermute, wenn ich dort hindurchlaufe denke ich nicht über Juden nach, ich denke über Betonklötze nach – falls ich überhaupt nachdenke. Und ich bin mir relativ sicher, dass es vielen anderen Leuten genauso gehen wird. Der einzige Grund, in so einem Denkmal über Juden nachzudenken, ist es doch, dass man weiß, dass es ein Judendenkmal ist. Es könnte aber genausogut ein neuer Hirnfurz irgendeines kunstliebenden Regierungsmitgliedes gewesen sein, und keinen Bezug zur Judenverfolgung haben.

Viel besser geeignet finde ich da zum Beispiel die Judensäue. Manch einer forderte schon, diese von Kirchen zu entfernen, als Zeichen, dass man dieses Kapitel in der Geschichte abschließt. Nun, ich denke, man sollte sie dortlassen und mit einer Gedenktafel versehen (das wurde meines Wissens auch an einigen Stellen machen), das dachte ich schon von Anfang an.

Denn die Existenz dieser Judensäue beschämt mich persönlich sowohl als Deutschen, als auch als Christen, als auch als Menschen. Das sind Denkmäler, die wir brauchen! Beschämende Denkmäler. Wenn ich über Judensäue nachdenke, frage ich mich, was in den Juden zu dieser Zeit vorging – und vor Allem, was in den Christen zu dieser Zeit vorging. Ich frage mich, warum Menschen so große Bestien zueinander sein können. Ich stelle mir Dutzende von Fragen. Wenn ich mich darauf einlasse könnte ich darüber philosophieren.

Bei ein paar Betonklötzen tue ich das erhlichgesagt nicht.

Nun, jetzt las ich jedenfalls, dass ein jüdisches Denkmal once again zerstört wurde. Ein Denkmal aus Stahl und Glas. Also wohl ein Denkmal, das nicht besonders Widerstandsfähig ist. Vielleicht also eine schlechte Entscheidung, ein Judendenkmal in der jetzigen Zeit aus Glas zu bauen. Denn je zerbrechlicher das Denkmal, desto zerbrechlicher die Illusion dass sich die Welt in den letzten sechzig Jahren wirklich weiterentwickelt hat, wie man sieht.

Ja, dieses zertrümmerte Denkmal stimmt mich ebenfalls nachdenklich. Nach sechzig Jahren gibt es immernoch kaum Juden in Deutschland, aber genug Idioten, die ein Judendenkmal zerschmettern. Oder – um es mit den Worten der Ärzte auszudrücken – leben wir nicht in einer Herrlichen Zeit? Es zeigt ziemlich deutlich den Trümmerhaufen aus inkompatiblen halbherzig zusammengeschusterten Grundwerten und ungebildeten Bürgern in Finanznot und Frust, und die Entstehung neuer brauner Löcher.

Mein Vorschlag wäre es, das Denkmal zerschmettert zu lassen. Vielleicht daneben ein Schild aufstellen, mit einem Foto, wie es vorher ausgesehen hat.

Wir brauchen keine Erinnerung an irgendein Ereignis, bei dem unsere Großväter gerade ihre Volljährigkeit erlangten. Noch so viele Denkmäler können sie nicht mehr ungeschehen machen. Und auch nicht entschuldigen. Und auch nicht lindern. Was sie können, ist, uns zu zeigen, was unsere Vorfahren falschgemacht haben. Deshalb nervt es mich auch, dass Nazi-Vergleiche bei uns so ein Tabu sind. Zum Beispiel Däubler Gmelins Kritik an der Bush-Regierung. Nach dem Motto „der zweite Weltkrieg ist das Schlimmste was jemals passiert ist und auch das Schlimmste was jemals passieren wird“ wird jeder, der wirklich versucht, Verknüpfungen zwischen heute und damals herzustellen, Mundtot gemacht. Aber wenn man sich anschaut, was die Bush-Regierung so alles erdacht hat, und was im Nachhinein so alles rauskommt, hatte die Gmelin im Nachhinein vielleicht garnicht so unrecht mit ihren Nazi-Vergleichen, immerhin hat er nach fast Sechzig Jahren zum ersten mal wieder offizielle Internierungslager in die westliche Welt gebracht. Warum darf man so etwas nicht mit Nazis vergleichen? Was ist denn der Unterschied? Ist die Anzahl der gefolterten Leute der Unterschied? Oder die „noblere Gesinnung“ der Amerikaner? Heiligt der Zweck die Mittel? Die Deutschen haben versucht, ganz Europa einzunehmen – aber die USA sind der erste und bisher einzige Staat, der jemals kriegerisch Atombomben eingesetzt hat.

Das ist keine Relativierung der Grausamkeiten die das dritte Reich verbrochen hat. Ich fühle mich mit meiner deutschen Identität nicht besser, nur weil die USA unschuldige Kinder quält und mit Atombomben um sich wirft. Im Gegenteil. Ich würde mich besser fühlen, wenn ich wüsste, der zweite Weltkrieg mit allem drum und dran war eine Lektion, die irgendwann kommen musste, aber wenigstens die letzte ihrer Art war. Ein Fehler, der einmal gemacht werden musste – aber nur einmal. Nun, jetzt sind sechzig Jahre vergangen, noch wollen die meisten Politiker frieden. Noch ist man grundsätzlich gegen Folter und Unterdrückung – man freundet sich nur sehr langsam wieder damit an. Das ist erschreckend. Darüber muss man reden! Man muss erkennen, dass die Leute damals auch nicht dümmer waren als heute. Das einzige, was wir den Leuten von damals voraus haben, ist das Wissen um deren Fehler, und deren Konsequenzen.

Also lasst den Scherbenhaufen liegen! Er ist viel wirkungsvoller als es jedes gläserne neue Denkmal sein könnte! Er zerstört die Illusion, dass die Welt besser geworden ist. Er regt zu dem an, wozu ein Denkmal wirklich anregen sollte: Nicht die Vergangenheit bereuen, sondern über die Zukunft nachdenken!


Kostenlos und Gut – ein Widerspruch?

Sa, 30 Mai 2009 03:54:04 +0200

Auf gulli.com las ich gerade einen Artikel über den Manager der Band U2, und dessen Meinung zu Filesharing und dem Internet und Sonstigem. Nun, was soll man von jemandem halten, der sich für das Three-Strikes-Gesetz ausspricht? Genial finde ich auch den Satz (leider nur indirekte Rede, ich würde gerne den Originaltext kennen):

„Auf die Frage, wie sich die Provider bisher insgesamt verändert hätten, erklärte McGuiness, dass die bisherigen Maßnahmen nur täuschend gewesen seien. Man würde von diesen nur etwas hören, wenn es um Kinderpornografie oder Ähnliches gehe.“

Verstehe ich da irgendwas falsch? Kann durchaus sein, die Stelle um diesen Satz herum ist etwas seltsam formuliert. Aber so wie ich das verstehe, beschwert er sich hier, dass die Provider offenbar weniger Skrupel haben, von Maßnahmen Gebrauch zu machen, wenn es sich um Kinderpornografie handelt, als wenn es sich um Urheberrechtsverletzungen handelt.

Sorry, für mich ist es irgendwie klar, dass man eine so umstrittene Maßnahme wenn sie schon mal da ist eher gegen etwas wie Kinderpornografie einsetzt, als gegen Urheberrechtsverletzungen. Ich finde es auch irgendwie absurd, beides überhaupt auf eine Ebene zu stellen. Oder überhaupt zu vergleichen.

Nun, der Artikel auf gulli.com heißt „Kostenlos ist der Todfeind von Gut“. Der Meinung bin ich nicht. Kostenlos ist der Todfeind von Mainstream. Aber nicht von Gut.

Freilich kostet die Produktion von Mainstream-Musik Geld. Und selbst das hobbymäßige Erzeugen von Musik dürfte in den meisten Fällen mit Kosten, zumindest für Instrumente und deren Wartung, verbunden sein. Aber.

Man darf nicht vergessen, dass die kommerzielle Erzeugung von Musik nur ein Geschäftsmodell ist. Der Vertrieb der erzeugten Produkte auf digitalen Datenträgern für Lesegeräte, die ein einfaches Kopieren ermöglichen, ist freiwillig. Die Musikindustrie könnte genausogut noch Tonbänder verkaufen. Diese wären dann zumindest schwerer zu kopieren. Oder sie könnten sich mit den betreffenden Unternehmen auf einen Datenträgerstandard einigen, für den dann keine Kopiergeräte für den Mainstream hergestellt werden. Ähnlich den alten Videospielkonsolen von Nintendo zum Beispiel.  Nun, inzwischen gibt es bei den betreffenden Spielen zwar auch Raubkopien, aber die Konsolen sind auch mindestens zehn Jahre alt. Aus wirtschaftlicher Sicht dürfte das also doch recht effektiv sein. Warum nicht das Gleiche mit kommerzieller Musik machen?

Achja richtig. Eine vergleichbare Grundidee gibt es ja schon. Nennt sich DRM. Und wie erfolgreich die ist sieht man, wenn man nach den Worten „kippt DRM“ sucht. Unter Anderem scheint iTunes genau wie viele Andere inzwischen davon abzusehen. Nicht nur, dass es technische Schwierigkeiten gibt, nein, es verkauft sich auch einfach nicht gut. Im Internet verkauft sich das Zeug halt doch besser. In digitaler, frei benutzbarer Form. Natürlich kann man es da dann auch weitergeben.

Um jetzt also mal meinen Eindruck zusammenzufassen, was die Musikindustrie eigentlich will (ich lasse mich gerne korrigieren, wenn ich falsch liege): Technische Lösungen erweisen sich als möglich aber teuer, schwierig, und nicht gut verkaufen, also scheint sie die neue Internet-Technik nutzen zu wollen, um ihre Produkte besser, schneller und einfacher verbreiten zu können. Gleichzeitig will sie aber die Eigenheiten der neuen Technik, die inhärent sind, nicht akzeptieren, und sich stattdessen diese Technik durch Gesetze an ihre Bedürfnisse anpassen.

Das klingt für mich, als würde man unbedingt Tulpen auf einer allgemein zugänglichen Schafsweide anbauen wollen, und sich beschweren, dass die Schafe sie abgrasen, und deshalb fordern, einen großen Zaun drum herum zu machen. Mit meiner eigenen Wiese kann ich das machen. Aber nicht mit Allgemeingut.

Dieter Bohlen hat zu dem Thema btw auch etwas sehr interessantes gesagt.

Und das Internet ist Allgemeingut. Mich nervt es, dass alle möglichen Leute das Internet nur als Verkaufsplattform ansehen, das halt zufällig auch noch ein paar Verbrecher und Jugendliche verwenden. Das Internet ist ein wichtiges Allgemeingut, das eigentlich dem Volk gehören sollte, und nicht Privatunternehmen. Das die Wirtschaft zwar verwenden darf, aber das nicht ausschließlich dem Zwecke des Wirtschaftens dienen sollte. Das die Dinge erleichtern soll. Das Internet gehört nicht der Musikindustrie, und wenn die Musikindustrie damit nicht zurechtkommt, dann soll sie es gefälligst lassen!

Das hat nichts damit zu tun, dass man grobe Verstöße gegen das Urheberrecht nicht trotzdem verfolgen darf und sollte. Das hat auch nichts damit zu tun, dass das Internet ein rechtsfreier Raum sein soll. Das heißt nur, dass das Recht, das im Internet gilt, auch ein Recht sein muss, das zum Internet passt.

In Wirtschaft und Rechtslehre in der Schule habe ich gelernt, dass Gesetze „Zweckmäßig und Durchsetzbar“ sein müssen – das klingt für mich so plausibel, dass ich jetzt mal davon ausgehe, dass das auch in der Realität so ist. Staatliche Sperrlisten gegen Urheberrechtsverletzungen sind nicht Zweckmäßig, denn der Eingriff in die persönliche Freiheit steht in keinem Verhältnis zur Tat (und gegen Kinderpornografie nützen sie nichts, und sind überflüssig, wie man zum Beispiel bei fefe lesen kann.) Also fallen allgemeine Netzsperren schon mal komplett weg aus dieser Thematik. Das Kontrollieren des gesamten Traffics, sodass die ISP’s merken, ob und wann der Kunde gegen Urheberrecht verstößt, ist nicht durchsetzbar (und natürlich Datenschutzrechtlich ebenfalls sehr bedenklich).

Bleibt also die Frage, was tun? Nun. Ich bin für: Garnichts. Es ist das Problem der Musikindustrie. Diese muss Lösungen dafür finden. Und das tut sie ja so langsam. Wenn ich bedenke, dass ich noch vor etwa zehn Jahren für eine Single-CD zehn Mark hinblättern musste, obwohl ich nur ein Lied wollte – und heute kann man auf verschiedenen Webplattformen Musikvideos kostenlos einsehen, und das betreffende Lied für umgerechnet eine Mark kaufen. Der Markt ist sicher härter geworden. Und ich kann durchaus verstehen, dass es bequemer ist, sich auf die faule Haut zu legen, und darauf zu warten, dass einem die zwei Songs die man gerade geschrieben hat einen für den rest seines Lebens ernähren.

Aber es ist nicht mehr Zeitgemäß. Und ich hoffe, dass wir in zwanzig Jahren darüber lachen können, wie dumm sich die Leute heute angestellt haben, das Urheberrecht gescheit zu ändern.

So ist das nunmal. Ob es nun gerecht ist oder nicht. Die Welt ist schlecht. Get over it! Auch wenn man der Musikindustrie angehört.


Noch ein paar Satiren

Fr, 29 Mai 2009 01:42:19 +0200

Neben meinen letztens geposteten, ersten, kleinen Satire-Versuchen gibt es natürlich auch bessere. Wie heute auf dem Law-Blog gefunden. Lol!


Wir schreiben Europa mit C!

Do, 28 Mai 2009 02:12:21 +0200

Soso… Die AUF will Europa mit C schreiben. Ich finde C nicht wirklich geeignet, um Europa damit zu schreiben. Europa ist viel zu komplex um es mit einer Lowlevel-Sprache wie C zu schreiben.

Nunja… Mal überlegen, welche Programmiersprachen ich welchen politischen Parteien zuordnen würde. Die AUF kenne ich nicht weiter. Drum lass ich die jetzt vielleicht mal außen vor, genau wie viele andere kleine Parteien.

Nun, fangen wir mal mit den großen Parteien an.

Die CSU  passt für mich eindeutig zu BASIC. Führt ein Nischendasein auf einem kleinen Gebiet. Und nimmt sich viel zu wichtig. (Und manch ein Kommentar von BASIC-Nutzern in Foren erinnert mich von der Qualität her an CSU-Stammtischdiskussionen *duck*).

Die CDU … COBOL. Veraltet, unbeliebt, aber trotzdem immernoch weit verbreitet. Wer sich darauf einlässt kann gewiss sein, einen Platz gefunden haben, wo er sich für den Rest seines Lebens einnisten kann.

Die FDP passt zu PostScript. Beides will für weniger Papierverschwendung („Bürokratie“) sorgen. Und beides ist Pointless.

Die SPD passt zu Scheme. Kann sich nicht so recht entscheiden, was es sein will.

Die Grünen passen zu Common Lisp. Alles alternativ machen wollen, auch wenn es nicht zueinander passt oder doppelt vorkommt.

Die Linke passt zu C++. Versucht viele gute Ansätze zu vereinigen, macht das im Kleinen auch ganz gut, aber scheitert bei größeren Problemen.

Die freien Wähler passen zu ObjectiveC. Kleinster gemeinsamer Nenner so ziemlich aller Sprachen plus ein paar umstrittene weiterführende Konzepte.

Die Republikaner passen zu Smalltalk. Tut sich schwer seinen eigenen Elfenbeinturm zu verlassen, und mit anderen zusammenzuarbeiten.

Die BüSo passt zu Delphi. Naiv.

Die Violetten passen zu Piet. Erinnert an einen LSD-Trip.

Die DKP passt zu x86-Assembler. Ist nicht mal mit den minimalen Systemgrundlagen zufrieden.

Die EDE passt zu Java. Eine Sprache auf allen Plattformen.

Tja. Soweit mal meine zwei Cent. Ich habe mich bemüht alle Parteien gleichermaßen zu kritisieren, und hoffe, dass meine eigene politische Meinung hieraus nicht hervorgeht.

Weitere Impressionen sind Willkommen.

Worin ist Europa nun wirklich geschrieben? C ist vielleicht garnicht so falsch. C ist irgendwie der kleinste gemeinsame Nenner, irgendwie nicht gut aber trotztem eben irgendwie kompatibel mit allem, wenn man sich genug anstrengt. Und wohin es geht. Das wird die Geschichte entscheiden.


Und gleich noch ein besonderer Anlass… Dijkstrabühl wird ein Jahr alt!

Mo, 25 Mai 2009 04:00:01 +0200

Mei. Im Moment nehmen die besonderen Anlässe gar kein Ende. Grundgesetz, Towel Day, ja mei, und jetzt auch noch das:

Heute vor einem Jahr habe ich meinen ersten Artikel verfasst. Ein historischer Tag, ein Tag, an dem eine neue Zeitspanne für die Menschheit begann. Wie kam sie nur jemals ohne diesen Blog aus, fragt man sich heute.

Damals hieß der Blog noch „Ein Schmierblog“. Später habe ich ihn Dijkstrabühl genannt, und ihm die bis jetzt stehende Grafik verpasst. Da diese Grafik massiv kritisiert wurde aufgrund ihrer Banalität, arbeite ich im Moment an einer neuen Grafik, leider wurde die nicht fertig bis zum heutigen Festtag, aber sie wird sicher bald kommen.


Clojure Performance Tips – WTF?

Mo, 25 Mai 2009 00:15:57 +0200

When I read about the clojure performance tips, I was quite amused. Well, the first two tips are OK. Clojure tries to be dynamic, and I cannot think of a dynamic language living in the JVM not using reflection in some cases. So type hints can be a good thing to optimize. Not using Wrapper-Classes but using primitive types also seems like something plausible – tell the Compiler that your number stays small enough so it can optimize.

But then… Use binary arithmetic operators. WTF? It is slower to say (+ 2 3 4) than to say (+ 2 (+ 3 4))? Because „For a while now, Clojure has supported inlining of certain expressions. For arithmetic operations, only the calls with exactly two arguments will be inlined.“ In his example, I thought, maybe passing the thing directly to the REPL makes it slower because it doesnt compile the expression. So I defined functions doing the same:

Clojure 1.0.0-
user=> (def hallo (fn [] (dotimes [_ 1e7] (+ 2 4 5))))
#'user/hallo
user=> (def hallo2 (fn [] (dotimes [_ 1e7] (+ 2 (+ 4 5)))))
#'user/hallo2
user=> (time (hallo))
"Elapsed time: 5008.579881 msecs"
nil
user=> (time (hallo2))
"Elapsed time: 1650.281717 msecs"
nil
user=>

So actually, it seems true – sorry, to me this just shows that that compiler isnt really sufficiently intelligent for being a lisp-compiler – remember: lisp programmers know the value of everything and the cost of nothing (Alan Perlis). The other thing is that these functions are constant – they do not depend on any arguments or side-effects. Even a C-Compiler would just have replaced our definitions with something that just always returns the same value, nil in our case. And at least an arithmetic expression should be replaced if its constant (if not the whole loop).

Then … why the fuck is destructing binding slower than accessing a vector directly? Running the example from the above link gives other times (my computer may be slower), but the same outcome:

user=> (let [v [1 2 3]]
        (time
         (dotimes [_ 1e7]
           (let [[a b c] v]
             a b c))))

"Elapsed time: 2438.966297 msecs"
nil
user=> user=> (let [v [1 2 3]]
        (time
         (dotimes [_ 1e7]
           (let [a (v 0)
                 b (v 1)
                 c (v 2)]
             a b c))))

"Elapsed time: 1649.46514 msecs"
nil

Actually, I do not understand why both codes are not doing exactly the same? The first one should – imho – only be short for the second one, shouldnt it? And wtf? Making code less readable for performance issues? I thought this wants to be a lisp! In lisp you fit the language to your problem, not your problem to the language!

Anyway, its version 1.0 now – I hope they will optimize it soon. Before it becomes 2.0. I dont like clojure (for other reasons), its a step into a direction I dont really like, but at least it is a new step.

Edit:

I am surprized that this post became that popular, and actually, this makes me a little sad, because I have already written more interesting stuff (at least as far as I think) noone cared about.

It is criticism about a few misfeatures in the language, which I think are major issues and should be corrected as soon as possible, but dont make clojure worse. I dont like clojure much, I have reasons for it (already posted a few of them – and no, the JVM is not a reason), but as I said, it is a step into a direction I dont like, but at least it is a step – and Lisp needs new steps.

And of course, this post is meant to be provocative (in an ironical way – I thought that was clear), so the fact that it raised discussions shows that it served its purpose.