Die Welt ist so langweilig geworden. So richtig bewusst wurde mir das aber erst jetzt, als ich diesen Artikel auf fixmbr.de gelesen habe. Er beschreibt dort, warum er das Internet langweilig findet, und da hat er garnicht so unrecht. Aber ich finde die Welt generell langsam langweilig, in allen möglichen Beziehungen. Alles ist irgendwie so standardisiert. Alles war irgendwie schon mal da. Und alles ist so kompliziert, obwohl es eigentlich einfach sein könnte. So kompliziert, dass man eigentlich gar keine Lust hat, sich damit zu beschäftigen.
Ich habe mir gestern (naja, wenn ich diesen Artikel veröffentliche wird es vielleicht sogar schon vorgestern gewesen sein) zum Beispiel überlegt, ob ich mir einen TFT-Bildschirm kaufe. Ich habe einen alten Röhrenmonitor, der taugts mir, aber da ich lange am Computer bin, dachte ich mir, ich tu meinen Augen was gutes. Jetzt bin ich der Technik ja relativ gewogen, dennoch, was man so alles zu beachten hat, was diese neue Technik so alles für verschiedene Expressionen hat. Ich kenne alte Röhrenschirme, die sind zwanzig Jahre alt und älter, und funkionieren noch, so ein Teil hat nun eine Halbwertszeit und dunkelt nach. Dann muss man noch beachten, welchen der fünfundzwanzig möglichen Anschlüsse die man inzwischen haben kann man denn hat und vielleicht in der Zukunft braucht. Und auf einige andere Dinge, zum Beispiel die Helligkeit, was genau man damit machen will, etc. Früher™ habe ich Anschaffungen immer mit einem lachenden und einen weinenden Auge gesehen – lachend, weil ich es einfach schön fand, etwas neues zu bekommen, weinend, weil es meistens eine größere Ausgabe war. Heute bin ich froh, wenn ich nichts neues kaufen muss, weil ich weiß, dass ich mindestens ein paar Tage dafür einplanen muss, das richtige zu finden.
Gehe ich in einen Baumarkt, und will Farbe für eine Wand, so muss ich erstmal wissen, was das eigentlich für eine Wand ist. Welche Grundierung ich zum Beispiel brauche. Dabei ist eine Wand an einer Südseite des Hauses in der Regel anders zu behandeln als an der Nordseite, da sie öfters von der Sonne angestrahlt wird. Wenn ein Fenster in der Nähe ist, muss man sich wiederum um etwas anderes kümmern. Der Putz-Typ kann wichtig sein. Ja, es ist sogar eventuell wichtig, was man in dem Raum macht, ob dabei zum Beispiel Wasserdampf oder Rauch entsteht, oder ob viele Möbel an die Wand kommen.
Langsam braucht man ein kleines Ingenieurstudium um eine Glühbirne wechseln zu können.
Verschiedene Glühbirnen-Anschlüsse
Abgesehen von den verschiedenen Anschluss-Formaten und Watt-Leistungen gibt es inzwischen verschiedene Umweltverordnungen und Glühbirnentypen, die man z.b. nicht mit Dimmern oder sonstwas verwenden darf. Aber ist ja egal, vermutlich werden Lampen ohnehin irgendwann so billig werden, dass man garkeine Glühbirnen mehr wechselt, sondern gleich die ganze Lampe austauscht.
Bei Farbtintenstrahldruckern ist das ja längst der Fall. Da sind neue Drucker oft sogar billiger als neue Druckerparonen. Und die Anzahl der verschiedenen Druckerpatronenformate dürfte im kilobereich liegen, so grob geschätzt. Ähnliches gilt für Druckertreiber. Jeder Kackdrucker hat inzwischen doch seinen eigenen Treiber. Gerade unter Linux ist das ein Problem, aber auch unter Windows, wenn man einen etwas älteren Drucker mit einem etwas neueren Windows verwenden will, kann man Probleme bekommen.
Mit Dateiformaten und Codecs die im Grunde dasselbe tun will ich garnicht erst anfangen, das führt zu nichts. Auch bei Mobilfunktarifen fällt man wohl in ein Fass ohne Boden – oder bei Internettarifen – oder sonst irgendwelchen Dienstleistungstarifen. Das Steuerrecht und generell das gesamte Rechtssystem wird immer komplizierter, für mich als Laien ist es schon garnicht mehr zugänglich, ich wundere mich oft über Urteile die man in der Zeitung liest, weil ich sowas nicht gewusst hätte.
Bei all der Verkomplizierung fehlt mir aber immer eines: Die Innovation. Was heute so alles als Innovation bezeichnet wird – dem hätte man Früher™ nicht mal Beachtung geschenkt. Siehe die neuen Web-2.0-Plattformen wie Twitter oder MySpace, die vielleicht etwas Neues sind, und vielleicht garnicht so schlecht, aber ich niemals als Innovativ bezeichnen würde – es sind kleine Modifikationen von bereits Dagewesenem.
Ich meine, man könnte genausogut jeden Hundehaufen als „Innovation“ bezeichnen, denn er ist sicherlich anders als die meisten anderen Hundehaufen zuvor.
Die ganzen neuen Video- und Computerspiele, die ich so sehe, sehen irgendwie auch nicht nach „Innovationen“ aus – alte Formate mit neuer, verbesserter Grafik. Nichts überraschendes, nichts, was nicht irgendwie offensichtlich wäre. Immerhin, kleine Innovationen gibt es immer wieder, zum Beispiel einen 3d-Bildschirm, wobei es Ähnliches eigentlich auch schon lange gab, siehe z.B. hier, hier und hier. Aber wenigstens in Massenproduktion gab es das so noch nicht in der Weise. Soviel billige ich dem Ganzen jetzt mal zu. Auch der Nintendo Wii muss ich eine gewisse Innovativität zugestehen. Aber die wird auch ad absurdum ausgeschlachtet, und ist eigentlich auch eher klein, und an der Technik wird seit mehreren Jahren schon gearbeitet, soweit ich weiß, sie ist halt erst jetzt „Dau“-Reif.
Auch in der Musik gehts eher wenig vorwärts. Momentan scheint noch Hip Hop die Mainstream-Musik zu sein. Nicht so meine Musikrichtung. Die meisten Lieder klingen für mich gleich. Genau wie bei allen anderen Stilrichtungen. Viele Lieder klingen einfach gleich. Sie haben vielleicht eine andere Melodie, vielleicht einen etwas anderen Takt, aber sie haben im Grunde den gleichen Inhalt, sind nach dem gleichen Schema entstanden, und werden mit der Zeit vorhersehbar. Bei den meisten Liedern merkt man zum Beispiel ziemlich genau, wenn sie gerade Enden, etc. Es wird einfach zu viel Musik produziert, die zu weit verbreitet wird, und hinter denen zu wenig künstlerische Berufung steckt.
Ich weiß nicht, woran das alles liegt. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.